abwarten
Dieser Satz fängt nicht an. Er will nicht.
Alle möglichen Protagonisten müssen stehen bleiben und auf diesen einen Satz warten, es geht nicht ohne ihn.
In den Gärten hört das Verwelken auf, blühende Geräusche ziehen sich zurück in die Schatten. Alle Augen bleiben offen, die Zungen nesteln stille in den Mündern, keiner sagt etwas. Nichts bewegt sich, nicht die Finger im Blumenbeet, kein Zweig an keinem Baum, nicht die vielen aufgeregten Sonnenfransen im Fischteich oder die Katze in ihrem Sprung im Traum.
Wartend stehen Schemen von Protagonisten wie auf einer Kette aufgeknüpft, die noch nicht gesponnen wurde und zerrissen ist.
Es liegt in der Luft, die Sonne. Es könnte jetzt losgehen, aber es kann nicht.
Keine Tür öffnet sich. Vielleicht liegt eine warme feingliedrige Hand auf der Klinke, aber sie bewegt nichts.
Aller Welten Atem steht still. Die Lippen sind taub und in den Kehlen verstauben Worte und Sätze.
Vielleicht sind Vögel am Himmel, ich weiß es nicht. Der Satz fängt nicht an.
Die Gläser auf den Tischen, die Gläser an den Lippen, die Gläser, ich wünschte sie zerschmetterten an allen Wänden.
Abwartende Gesichter liegen im Dunkeln, solange der Satz nicht kommt.
Keine Wörter können diesen Satz aufwiegen, keine Buchstaben fügen sich, fast zufällig, zu diesem Satz zusammen, es hat nichts damit zu tun ob irgendjemand einen Satz kennt oder aussprechen kann, nichts führt über Umwege zu diesem Satz.
Er kommt nicht.
Ein im Tanz wartendes Liebespaar streicht die Sehnsüchte von den lichtbeflügelten Schultern, ihre Blicke vermessen den Raum aller Haut und es geht einfach nicht los.
Alles könnte passieren, für alles wäre Platz und Zeit. Man könnte etwas anfangen und es wiederholen, es rückgängig machen und einen anderen Weg finden; es gäbe so vieles zu tun, so vieles verstreichen zu lassen, so vieles zu vergessen oder niemals kennen zu lernen.
Es bleibt alles übrig.
Das Warten abhandeln, es niederwarten, anzünden, ablöschen, auswringen, es genießen, es hassen, es bleibt so vieles, zum Beispiel auf das Warten zu warten.
Der Satz fängt nicht an. Er will nicht.
[August 2006]
Alle möglichen Protagonisten müssen stehen bleiben und auf diesen einen Satz warten, es geht nicht ohne ihn.
In den Gärten hört das Verwelken auf, blühende Geräusche ziehen sich zurück in die Schatten. Alle Augen bleiben offen, die Zungen nesteln stille in den Mündern, keiner sagt etwas. Nichts bewegt sich, nicht die Finger im Blumenbeet, kein Zweig an keinem Baum, nicht die vielen aufgeregten Sonnenfransen im Fischteich oder die Katze in ihrem Sprung im Traum.
Wartend stehen Schemen von Protagonisten wie auf einer Kette aufgeknüpft, die noch nicht gesponnen wurde und zerrissen ist.
Es liegt in der Luft, die Sonne. Es könnte jetzt losgehen, aber es kann nicht.
Keine Tür öffnet sich. Vielleicht liegt eine warme feingliedrige Hand auf der Klinke, aber sie bewegt nichts.
Aller Welten Atem steht still. Die Lippen sind taub und in den Kehlen verstauben Worte und Sätze.
Vielleicht sind Vögel am Himmel, ich weiß es nicht. Der Satz fängt nicht an.
Die Gläser auf den Tischen, die Gläser an den Lippen, die Gläser, ich wünschte sie zerschmetterten an allen Wänden.
Abwartende Gesichter liegen im Dunkeln, solange der Satz nicht kommt.
Keine Wörter können diesen Satz aufwiegen, keine Buchstaben fügen sich, fast zufällig, zu diesem Satz zusammen, es hat nichts damit zu tun ob irgendjemand einen Satz kennt oder aussprechen kann, nichts führt über Umwege zu diesem Satz.
Er kommt nicht.
Ein im Tanz wartendes Liebespaar streicht die Sehnsüchte von den lichtbeflügelten Schultern, ihre Blicke vermessen den Raum aller Haut und es geht einfach nicht los.
Alles könnte passieren, für alles wäre Platz und Zeit. Man könnte etwas anfangen und es wiederholen, es rückgängig machen und einen anderen Weg finden; es gäbe so vieles zu tun, so vieles verstreichen zu lassen, so vieles zu vergessen oder niemals kennen zu lernen.
Es bleibt alles übrig.
Das Warten abhandeln, es niederwarten, anzünden, ablöschen, auswringen, es genießen, es hassen, es bleibt so vieles, zum Beispiel auf das Warten zu warten.
Der Satz fängt nicht an. Er will nicht.
[August 2006]
andrethom - 28. Apr, 17:38