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Prosa

Donnerstag, 9. August 2007

Schall und Rauch

Ich lausche der Flasche am Hals. Sie klingt kalt.
Dieser Wahn ist sehr weit fortgeschritten, weit, sehr weit, ich komme kaum hinterher.
In meinen Ohren wohnt ein kleines Kind. Es hat die Stimme eines alten Mannes und spricht wie eine Gitarre über die Welt. Vor der Wohnungstür erstickt das Licht. Das Holz der Treppe knarrt unter den Schritten der Nacht. Dort draußen verbirgt sich etwas, ich lauere darauf.
Aber es kommt nicht.
In meinen Augen wohnt ein Geist. Die Welt möchte ihn erlösen, aber ich kann nicht.
Dieser Wahn ist sehr weit fortgeschritten.
In meinen Händen wohnt ein Fremder. Er erzählt mir: Was wäre wenn.
Das ist so ein Wahrscheinlichkeitsirrsinn. Ein vielleicht und vielleicht nicht. Ein Traum.
Von draußen wird das zugemauert. Bedrängt vom Schweigen.
Das in meinen Ohren wohnt und mit den Stimmen flattert.
Es ist mir unmöglich. Es wird mich verschlingen.
Es ist wie. Ein Abtauchen.
Dieser Wahn ist sehr willkommen, ich decke ihm den Tisch. Er kotzt in die Flasche und wir genießen das. Die Welt möchte das beenden, aber sie kann nicht.
Ich weiß nicht, wohin das führt. Die Treppen im Haus.
Es hört nicht auf. Eine große Nacht da draußen, die brennende Stadt.
Da ist dieser Fremde in meinem Spiegel. Er kennt mich gut.
Er spricht von Lichtern: Was wäre wenn. Das ist so ein Irrsinn.
Da draußen. Stirbt. Etwas. Und. Ich. Mache. Mit.
Es kotzt mich an und das ist sehr weit fortgeschritten.
Eigentlich ist es ganz leicht, der Flügelschlag des Wortes „Und“.
Es ist etwas, das schon immer da war und nur langsam wieder geht.
So ein vielleicht und vielleicht nicht.
Wie soll ich da raus kommen? Hier, Dort, Komma, Punkt. Dieser Wahn.
Ich könnte das beenden.

[11. August 2006, erster Titel "Der Trinker oder The Man Who Sold The World" - überarbeitet August 2007]

Dienstag, 26. Juni 2007

Die Welt

Wir haben mit Blicken am Fenster gelauscht.

Es klang dunkel und kalt.

In einen Sturm gegürtet, die Stadt.

Das Haus rheumatisch, knarrend, alt.

Hinter uns schmolzen Kerzen.

(deine finger im kissen wurzelnd ich sah nur zu)

Wir saßen starr und frei.

(alterslos wir alle)

Ich sprach zu dir von den Straßen dieser Stadt.

Ich erklärte dir ein Geräusch.

Das hatte keinen Grund.

(die uhr zeigte nichts an wozu auch es war ja nicht wirklich)

Du sagtest.

So ist das.

Ich dachte.

Ja, so.

(ideen und worte wie tote brieftauben am ziel mit unbeschriebenen zetteln wirklich wahr)

Wir haben am Fenster gelauscht.

Da war nichts und wir fanden es gut.

Wir haben aufgehört, das zu erklären.

Und gefickt.

[Februar 2006; überarbeitet heute]

Montag, 4. Juni 2007

Wie man will [3. Fassung]

So, hier nun die dritte Fassung bzw. 2. Spiegelung, die letztendlich als die eigentliche angesehen werden kann, wenn man die beiden ersten Fassungen denn als Produktionsstadien sehen will, was nur bedingt (eher: auch!) der Fall ist. Der bekannte Teil der ersten Fassung ist wieder schwarz markiert, an einer Stelle jedoch leicht verändert.

Vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter. Es ist ein warmer Sommertag oder eine verregnete Frühlingsnacht, meinetwegen nasskalter Herbst oder weißester Winter, vielleicht Sturm oder gar kein Wetter. Man geht dort eben so lang, die Straßenbahnen fahren vorbei, die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt oder es ist gar niemand darin, die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt. Das Grassimuseum ist eingestürzt, wird abgerissen oder hat dort nie gestanden, jedenfalls geht man rechts oder links vorbei, darunter hindurch, meinetwegen auch drüber; der jeweiligen Mode nach gekleidet, wie man eben will, den Hut tief ins Gesicht gezogen, der Schnurrbart fein getrimmt, das Haar pomadig, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, die Hose an den Knien verdreckt, worüber die Eltern schimpfen werden, in einem Trauergewand, schwarzer Regenschirm, Sandalen oder eben ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge. Keine Menschenseele weit und breit, man muss den Schritt anpassen, Rempeleien, brandendes Geplapper, Totenstille, nicht mal Wind, Sturm, wie in einer Wüste, hier. Es knackt im Gehölz, die Häuser stehen still und leer und dunkel, ein Gewühl darin, es ist nicht zum aushalten, wie herrlich! Wieder eine Straßenbahn, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, elektrisch-rotmäulig; da ist´s! ein Verkehrsunfall, Glassplitter, verbogenes Metall, zum Glück ist niemandem etwas passiert, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, der erste Babyschrei, was für ein Leben!, die Straße ist leer. Im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume, etwas imaginäres umarmend, man kann da jetzt durchgehen, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, der Mais steht hoch, man will die Ernte nicht zerstören, ist sowieso verschlossen und von innen verriegelt. Man stellt sich da an die Kreuzung, eine rote Ampel oder grün, man geht einfach drüber, darf man ja, aber halt! es ist rot. Oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib, beiderseitiges Winken, man steigt da hinein, wird zu Tische gebeten, geprügelt und betrauert, nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht; man isst, von Licht geblendet, Kuchen, eine Suppe, altes Brot oder garnichts, die Frau war mal jung, intimes Gespräch, verstohlene Berührung der Handrücken oder bedrückendes Schweigen, ein riesiger Raum dazwischen, man ist sich sehr nahe, man mag sich nicht, was wollen sie hier?, ich habe schon auf dich gewartet. Sie war mal jung, man macht ihr Komplimente, was erwarten sie vom Leben?, dann ins Bett und zärtlich wühlen, man fügt sich Geheimnisse zu, etwas Blut fließt auch und sowieso alles ganz romantisch, Schimpfworte, aneinander geschmiegter Schlaf, allein im fremden Bett, die vertraute Wohnung, eine alte Frau, eine junge Frau, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, mein Freund, ich gehe jetzt, der Alkohol!, die Geschäfte!, ich brauche noch eine Unterschrift, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, das Feld lassen wir mal brach liegen, Scheiß Industrie! Ausgeschlafen, todmüde, geht’s weiter oder man bleibt einfach stehen, baut sich hier ein Leben auf oder lässt dieses Gebilde hinter sich, es war sehr schön, hier habe ich alles verloren, mich gefunden oder verschwendet, hier bleibt man bis ans Lebensende!, bloß fort! Mitten in der tiefsten Nacht, der helle Mond baut Geister im Unterholz, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, schmale Gasse, breite Straße, die Stadt wie ein Backofen, man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken. Man betrachtet die baufälligen Häuser, alles ganz neu hier, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, gefährliche Wälder, sagt man oder so steht es in Büchern bzw. Statistiken. Ein Taschendieb, ein Wegelagerer, ein Polizist, ein Händler, ein Jäger, ein Freund, ein Hirsch oder Spaziergänger wie man selbst oder gar nicht wie man selbst, meinetwegen ist man es doch oder meidet jeden Blickkontakt. Man kann jetzt etwas machen oder sich entscheiden zu verweilen, man kann sich entscheiden hier zu Hause zu sein oder auf der Flucht, bei jemandem zu klingeln oder niemanden zu kennen. Man spielt mit den Kindern, schimpft sie aus, unterhält sich mit ein paar Passanten oder erfreut sich an der menschenleeren Weite, kauft sich ein Eis, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, macht Schneeengel oder liegt im Sarg und wird schweigend davon getragen, vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran links oder rechts vorbei und weiter. Man wird schweigend davon getragen und liegt im Sarg oder macht Schneeengel, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, kauft sich ein Eis, erfreut sich an der menschenleeren Weite oder unterhält sich mit ein paar Passanten, schimpft sie aus, spielt mit den Kindern. Man kann sich entscheiden niemanden zu kennen oder bei jemandem zu klingeln, auf der Flucht oder hier zu Hause zu sein, sich entscheiden zu verweilen oder man kann jetzt etwas machen. Man meidet jeden Blickkontakt oder meinetwegen ist man es doch, gar nicht wie man selbst oder ein Spaziergänger wie man selbst oder ein Hirsch, ein Freund, ein Jäger, ein Händler, ein Polizist, ein Wegelagerer, ein Taschendieb. So steht es in Büchern bzw. Statistiken oder man sagt das so, gefährliche Wälder, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, alles ganz neu hier, man betrachtet die baufälligen Häuser. Man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken, die Stadt wie ein Backofen, breite Straße, schmale Gasse, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, der helle Mond baut Geister im Unterholz, mitten in der tiefsten Nacht. Bloß fort!, hier bleibt man bis ans Lebensende!, verschwendet oder gefunden, hier habe ich alles verloren, es war sehr schön, man lässt dieses Gebilde hinter sich oder baut sich hier ein Leben auf, man bleibt einfach stehen oder geht weiter, todmüde, ausgeschlafen. Scheiß Industrie!, das Feld lassen wir mal brach liegen, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, ich brauche noch eine Unterschrift, die Geschäfte!, der Alkohol!, ich gehe jetzt, mein Freund, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, eine junge Frau, eine alte Frau, die vertraute Wohnung, allein im fremden Bett, aneinander geschmiegter Schlaf, Schimpfworte, sowieso alles ganz romantisch und etwas Blut fließt auch, man fügt sich Geheimnisse zu, zärtlich wühlen und dann ins Bett, was erwarten sie vom Leben?, man macht ihr Komplimente, sie war mal jung. Ich habe schon auf dich gewartet, was wollen sie hier?, man mag sich nicht, man ist sich sehr nahe, ein riesiger Raum dazwischen, bedrückendes Schweigen oder verstohlene Berührungen der Handrücken, intimes Gespräch, die Frau war mal jung, man isst, von Licht geblendet, gar nichts oder altes Brot, eine Suppe, Kuchen; nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht, man wird zu Tische gebeten, betrauert und geprügelt, man steigt da hinein, beiderseitiges Winken, oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib. Es ist rot, aber halt!, darf man ja, man geht einfach drüber, eine rote Ampel oder grün, man stellt sich da an die Kreuzung. Ist sowieso verschlossen und verriegelt, man will die Ernte nicht zerstören, der Mais steht hoch, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, man kann da jetzt durchgehen, etwas imaginäres umarmend, im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume. Die Straße ist leer, was für ein Leben!, der erste Babyschrei, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, zum Glück ist niemandem was passiert, verbogenes Metall, Glassplitter, ein Verkehrsunfall, da ist’s!; elektrisch-rotmäulig, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, wieder eine Straßenbahn. Wie herrlich!, es ist nicht zum aushalten, ein Gewühl darin, die Häuser stehen dunkel und leer und still, es knackt im Gehölz. Hier, wie in einer Wüste, Sturm, nicht mal Wind, Totenstille, brandendes Geplapper, Rempeleien, man muss den Schritt anpassen, keine Menschenseele weit und breit. Ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge oder in Sandalen, mit schwarzem Regenschirm, in einem Trauergewand, worüber die Eltern schimpfen werden, die Hosen an den Knien verdreckt, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Haar pomadig, der Schnurrbart fein getrimmt, den Hut tief ins Gesicht gezogen, wie man eben will, der jeweiligen Mode nach gekleidet; jedenfalls geht man meinetwegen drüber, darunter hindurch, links oder rechts vorbei, das Grassimuseum hat dort nie gestanden oder wird abgerissen, ist eingestürzt. Die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt, es ist gar niemand darin oder die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt, die Straßenbahnen fahren vorbei, man geht dort eben so lang. Es ist gar kein Wetter oder vielleicht Sturm, weißester Winter oder meinetwegen nasskalter Herbst, eine verregnete Frühlingsnacht oder ein warmer Sommertag. Vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter.

Freitag, 1. Juni 2007

Wie man will [2. Fassung]

Hier nun die zweite Fassung, um es einfacher zu machen habe ich den schon bekannten Teil fett markiert, die "Spiegelung" schließt nahtlos an, eine dritte Fassung bzw. Spiegelung wird es auch noch geben, evtl. morgen, aber aus Zeitgründen vermutlich eher Sonntag.

Vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter. Es ist ein warmer Sommertag oder eine verregnete Frühlingsnacht, meinetwegen nasskalter Herbst oder weißester Winter, vielleicht Sturm oder gar kein Wetter. Man geht dort eben so lang, die Straßenbahnen fahren vorbei, die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt oder es ist gar niemand darin, die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt. Das Grassimuseum ist eingestürzt, wird abgerissen oder hat dort nie gestanden, jedenfalls geht man rechts oder links vorbei, darunter hindurch, meinetwegen auch drüber; der jeweiligen Mode nach gekleidet, wie man eben will, den Hut tief ins Gesicht gezogen, der Schnurrbart fein getrimmt, das Haar pomadig, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, die Hose an den Knien verdreckt, worüber die Eltern schimpfen werden, in einem Trauergewand, schwarzer Regenschirm, Sandalen oder eben ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge. Keine Menschenseele weit und breit, man muss den Schritt anpassen, Rempeleien, brandendes Geplapper, Totenstille, nicht mal Wind, Sturm, wie in einer Wüste, hier. Es knackt im Gehölz, die Häuser stehen still und leer und dunkel, ein Gewühl darin, es ist nicht zum aushalten, wie herrlich! Wieder eine Straßenbahn, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, elektrisch-rotmäulig; da ist´s! ein Verkehrsunfall, Glassplitter, verbogenes Metall, zum Glück ist niemandem etwas passiert, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, der erste Babyschrei, was für ein Leben!, die Straße ist leer. Im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume, etwas imaginäres umarmend, man kann da jetzt durchgehen, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, der Mais steht hoch, man will die Ernte nicht zerstören, ist sowieso verschlossen und von innen verriegelt. Man stellt sich da an die Kreuzung, eine rote Ampel oder grün, man geht einfach drüber, darf man ja, aber halt! es ist rot. Oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib, beiderseitiges Winken, man steigt da hinein, wird zu Tische gebeten, geprügelt und betrauert, nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht; man isst, von Licht geblendet, Kuchen, eine Suppe, altes Brot oder garnichts, die Frau war mal jung, intimes Gespräch, verstohlene Berührung der Handrücken oder bedrückendes Schweigen, ein riesiger Raum dazwischen, man ist sich sehr nahe, man mag sich nicht, was wollen sie hier?, ich habe schon auf dich gewartet. Sie war mal jung, man macht ihr Komplimente, was erwarten sie vom Leben?, dann ins Bett und zärtlich wühlen, man fügt sich Geheimnisse zu, etwas Blut fließt auch und sowieso alles ganz romantisch, Schimpfworte, aneinander geschmiegter Schlaf, allein im fremden Bett, die vertraute Wohnung, eine alte Frau, eine junge Frau, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, mein Freund, ich gehe jetzt, der Alkohol!, die Geschäfte!, ich brauche noch eine Unterschrift, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, das Feld lassen wir mal brach liegen, Scheiß Industrie! Ausgeschlafen, todmüde, geht’s weiter oder man bleibt einfach stehen, baut sich hier ein Leben auf oder lässt dieses Gebilde hinter sich, es war sehr schön, hier habe ich alles verloren, mich gefunden oder verschwendet, hier bleibt man bis ans Lebensende!, bloß fort! Mitten in der tiefsten Nacht, der helle Mond baut Geister im Unterholz, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, schmale Gasse, breite Straße, die Stadt wie ein Backofen, man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken. Man betrachtet die baufälligen Häuser, alles ganz neu hier, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, gefährliche Wälder, sagt man oder so steht es in Büchern bzw. Statistiken. Ein Taschendieb, ein Wegelagerer, ein Polizist, ein Händler, ein Jäger, ein Freund, ein Hirsch oder Spaziergänger wie man selbst oder gar nicht wie man selbst, meinetwegen ist man es doch. Man kann jetzt etwas machen oder sich entscheiden zu verweilen, man kann sich entscheiden hier zu Hause zu sein oder auf der Flucht, bei jemandem zu klingeln oder niemanden zu kennen. Man spielt mit den Kindern, schimpft sie aus, unterhält sich mit ein paar Passanten oder erfreut sich an der menschenleeren Weite, kauft sich ein Eis, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, macht Schneeengel oder liegt im Sarg und wird schweigend davon getragen, vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran links oder rechts vorbei und weiter. Es ist gar kein Wetter oder vielleicht Sturm, weißester Winter oder meinetwegen nasskalter Herbst, eine verregnete Frühlingsnacht oder ein warmer Sommertag. Die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt, es ist gar niemand darin oder die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt, die Straßenbahnen fahren vorbei, man geht dort eben so lang. Ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge oder in Sandalen, mit schwarzem Regenschirm, in einem Trauergewand, worüber die Eltern schimpfen werden, die Hosen an den Knien verdreckt, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Haar pomadig, der Schnurrbart fein getrimmt, den Hut tief ins Gesicht gezogen, wie man eben will, der jeweiligen Mode nach gekleidet; jedenfalls geht man meinetwegen drüber, darunter hindurch, links oder rechts vorbei, das Grassimuseum hat dort nie gestanden oder wird abgerissen, ist eingestürzt. Hier, wie in einer Wüste, Sturm, nicht mal Wind, Totenstille, brandendes Geplapper, Rempeleien, man muss den Schritt anpassen, keine Menschenseele weit und breit. Wie herrlich!, es ist nicht zum aushalten, ein Gewühl darin, die Häuser stehen dunkel und leer und still, es knackt im Gehölz. Die Straße ist leer, was für ein Leben!, der erste Babyschrei, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, zum Glück ist niemandem was passiert, verbogenes Metall, Glassplitter, ein Verkehrsunfall, da ist’s!; elektrisch-rotmäulig, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, wieder eine Straßenbahn. Ist sowieso verschlossen und verriegelt, man will die Ernte nicht zerstören, der Mais steht hoch, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, man kann da jetzt durchgehen, etwas imaginäres umarmend, im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume. Es ist rot, aber halt!, darf man ja, man geht einfach drüber, eine rote Ampel oder grün, man stellt sich da an die Kreuzung. Ich habe schon auf dich gewartet, was wollen sie hier?, man mag sich nicht, man ist sich sehr nahe, ein riesiger Raum dazwischen, bedrückendes Schweigen oder verstohlene Berührungen der Handrücken, intimes Gespräch, die Frau war mal jung, man isst, von Licht geblendet, gar nichts oder altes Brot, eine Suppe, Kuchen; nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht, man wird zu Tische gebeten, betrauert und geprügelt, man steigt da hinein, beiderseitiges Winken, oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib. Scheiß Industrie!, das Feld lassen wir mal brach liegen, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, ich brauche noch eine Unterschrift, die Geschäfte!, der Alkohol!, ich gehe jetzt, mein Freund, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, eine junge Frau, eine alte Frau, die vertraute Wohnung, allein im fremden Bett, aneinander geschmiegter Schlaf, Schimpfworte, sowieso alles ganz romantisch und etwas Blut fließt auch, man fügt sich Geheimnisse zu, zärtlich wühlen und dann ins Bett, was erwarten sie vom Leben?, man macht ihr Komplimente, sie war mal jung. Bloß fort!, hier bleibt man bis ans Lebensende!, verschwendet oder gefunden, hier habe ich alles verloren, es war sehr schön, man lässt dieses Gebilde hinter sich oder baut sich hier ein Leben auf, man bleibt einfach stehen oder geht weiter, todmüde, ausgeschlafen. Man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken, die Stadt wie ein Backofen, breite Straße, schmale Gasse, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, der helle Mond baut Geister im Unterholz, mitten in der tiefsten Nacht. So steht es in Büchern bzw. Statistiken oder man sagt das so, gefährliche Wälder, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, alles ganz neu hier, man betrachtet die baufälligen Häuser. Meinetwegen ist man es doch, gar nicht wie man selbst oder ein Spaziergänger wie man selbst oder ein Hirsch, ein Freund, ein Jäger, ein Händler, ein Polizist, ein Wegelagerer, ein Taschendieb. Man kann sich entscheiden niemanden zu kennen oder bei jemandem zu klingeln, auf der Flucht oder hier zu Hause zu sein, sich entscheiden zu verweilen oder man kann jetzt etwas machen. Man wird schweigend davon getragen und liegt im Sarg oder macht Schneeengel, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, kauft sich ein Eis, erfreut sich an der menschenleeren Weite oder unterhält sich mit ein paar Passanten, schimpft sie aus, spielt mit den Kindern, vom Augustplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Wie man will [1. Fassung]

Vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter. Es ist ein warmer Sommertag oder eine verregnete Frühlingsnacht, meinetwegen nasskalter Herbst oder weißester Winter, vielleicht Sturm oder gar kein Wetter. Man geht dort eben so lang, die Straßenbahnen fahren vorbei, die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt oder es ist gar niemand darin, die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt. Das Grassimuseum ist eingestürzt, wird abgerissen oder hat dort nie gestanden, jedenfalls geht man rechts oder links vorbei, darunter hindurch, meinetwegen auch drüber; der jeweiligen Mode nach gekleidet, wie man eben will, den Hut tief ins Gesicht gezogen, der Schnurrbart fein getrimmt, das Haar pomadig, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, die Hose an den Knien verdreckt, worüber die Eltern schimpfen werden, in einem Trauergewand, schwarzer Regenschirm, Sandalen oder eben ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge. Keine Menschenseele weit und breit, man muss den Schritt anpassen, Rempeleien, brandendes Geplapper, Totenstille, nicht mal Wind, Sturm, wie in einer Wüste, hier. Es knackt im Gehölz, die Häuser stehen still und leer und dunkel, ein Gewühl darin, es ist nicht zum aushalten, wie herrlich! Wieder eine Straßenbahn, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, elektrisch-rotmäulig; da ist´s! ein Verkehrsunfall, Glassplitter, verbogenes Metall, zum Glück ist niemandem etwas passiert, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, der erste Babyschrei, was für ein Leben!, die Straße ist leer. Im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume, etwas imaginäres umarmend, man kann da jetzt durchgehen, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, der Mais steht hoch, man will die Ernte nicht zerstören, ist sowieso verschlossen und von innen verriegelt. Man stellt sich da an die Kreuzung, eine rote Ampel oder grün, man geht einfach drüber, darf man ja, aber halt! es ist rot. Oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib, beiderseitiges Winken, man steigt da hinein, wird zu Tische gebeten, geprügelt und betrauert, nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht; man isst, von Licht geblendet, Kuchen, eine Suppe, altes Brot oder garnichts, die Frau war mal jung, intimes Gespräch, verstohlene Berührung der Handrücken oder bedrückendes Schweigen, ein riesiger Raum dazwischen, man ist sich sehr nahe, man mag sich nicht, was wollen sie hier?, ich habe schon auf dich gewartet. Sie war mal jung, man macht ihr Komplimente, was erwarten sie vom Leben?, dann ins Bett und zärtlich wühlen, man fügt sich Geheimnisse zu, etwas Blut fließt auch und sowieso alles ganz romantisch, Schimpfworte, aneinander geschmiegter Schlaf, allein im fremden Bett, die vertraute Wohnung, eine alte Frau, eine junge Frau, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, mein Freund, ich gehe jetzt, der Alkohol!, die Geschäfte!, ich brauche noch eine Unterschrift, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, das Feld lassen wir mal brach liegen, Scheiß Industrie! Ausgeschlafen, todmüde, geht’s weiter oder man bleibt einfach stehen, baut sich hier ein Leben auf oder lässt dieses Gebilde hinter sich, es war sehr schön, hier habe ich alles verloren, mich gefunden oder verschwendet, hier bleibt man bis ans Lebensende!, bloß fort! Mitten in der tiefsten Nacht, der helle Mond baut Geister im Unterholz, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, schmale Gasse, breite Straße, die Stadt wie ein Backofen, man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken. Man betrachtet die baufälligen Häuser, alles ganz neu hier, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, gefährliche Wälder, sagt man oder so steht es in Büchern bzw. Statistiken. Ein Taschendieb, ein Wegelagerer, ein Polizist, ein Händler, ein Jäger, ein Freund, ein Hirsch oder Spaziergänger wie man selbst oder gar nicht wie man selbst, meinetwegen ist man es doch. Man kann jetzt etwas machen oder sich entscheiden zu verweilen, man kann sich entscheiden hier zu Hause zu sein oder auf der Flucht, bei jemandem zu klingeln oder niemanden zu kennen. Man spielt mit den Kindern, schimpft sie aus, unterhält sich mit ein paar Passanten oder erfreut sich an der menschenleeren Weite, kauft sich ein Eis, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, macht Schneeengel oder liegt im Sarg und wird schweigend davon getragen, vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter.

Sonntag, 20. Mai 2007

kinderspiele [1. Fassung]

diese kinderspiele weißt du noch ein gefühl von sonnenwarmen holz unter schwitzenden fingern vom kaffee zittrig und dieser geruch nach längst gerauchten zigaretten kleinen vergänglichen türmen im aschenbecher wie diese sommer mit all den endgültigen entscheidungen wer geht mit wem und es gab eine spezielle reihenfolge wer an welchen tagen neben dir sitzen durfte auf den warmen steinen oder dem klettergerüst von der sonne angewärmt und umfasst mit schwitzigen dreckigen fingern die nach erde dufteten oder leder oder den streunenden katzen die da lebten im dickicht den lichtungen wo man dich küssen durfte und für eine cola auch anfassen unter dem hemd wo dein frühling blühte immer heimlich und in den schatten der zweige war immer sommer dieses holz unserer kinderspiele weißt du noch wir führten kriege mit den kindern der anderen hochhäuser man gab sich namen und verteidigte die ehre der mädchen und alles was da wuchs unter ihren hemden die nach etwas anderem als erde oder leder oder den streunende katzen dufteten die da lebten im dickicht der sommer wie wir verfolgt vom hausmeister und den größeren jungen die auf den treppen saßen und schon rauchten mit ihren witzen und feindseligen blicken dem von uns geklauten fussball weißt du noch und unsere endgültigen entscheidungen wer geht mit wem in diese kleinen vergänglichen türme der baumkronen mit licht und schwankenden schatten (das war doch später!) so ähnlich wie jetzt hier über uns und es gab eine gewisse reihenfolge wer neben mir sitzen durfte an welchen tagen auf den kalten steinen oder dem klettergerüst mit dem abgeplatzten lack den ich mir unter die haut zog mit den entzündungen die da blühten immer heimlich wo es nach nichts roch nach absolut gar nichts höchstens mal nach den toten katzen die sich zum sterben ins kahle dickicht zurückzogen oder gleich so verreckten auf der straße überfahren von unseren kriegen die wir führten mit den kindern der anderen hochhäuser mit fäusten knüppeln schleudern wir hatten keine namen und eroberten die ehre der anderen weißt du noch wie der junge sein auge verlor zermatscht von was-weiß-ich und keine ahnung von wem es gab ein rascheln im gebüsch und weg waren die schuldigen ganz ohne ehre und er durfte neben mir sitzen an diesem tag auf dem gefährlich ächzenden klettergerüst umfasst von einer fettigen nervösen sonne und für eine cola hätte er mich anfassen können aber dazu kam es nicht und in den schatten der zweige war immer winter dieses eis unserer kinderspiele ohne geruch und man sah die toten katzen sofort zwischen den kahlen sträuchern im schnee der niemals schmolz und wir spielten dann nur noch selten immer heimlich weil wir alt geworden sind und hier sitzen ein gefühl von totem holz unter den schwitzenden nervösen händen vom kaffee zittrig und dieser geruch nach asche der aus den türmen dringt die wir uns aufgebaut haben im aschenbecher weil wir nichts anzufangen wissen miteinander wir kennen uns nicht und es ist nicht möglich dass wir uns begegnen weil wir nie etwas miteinander zu tun hatten uns nicht kennen gelernt haben kein wort auch nur aus höflichkeit getauscht keine zusammenkunft im dickicht im sommer im winter zwischen all den räumen ohne ende diese kinderspiele

(20. Mai 2007)

Donnerstag, 10. Mai 2007

Das Treffen [Cut-Up]

Als ich die Straße entlang ging und eine Sonne hinter Giebeldächern hervor kriechen sah und das Blech der Motorhauben blitzte, ja geradezu entflammte, und in mir Gedanken empor schossen über den Schweiß in meinen Achselhöhlen und den Durst in meinem Rachen kam mir die alles entscheidende Idee: ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel in meiner Hosentasche und sprach den erstbesten Passanten an:

ICH: Ich bitte sie um Feuer
ERSTER: Indem sie mich um Feuer baten, haben sie vielleicht diese paar belanglosen Worte auf Kosten seiner begrenzten Bedeutung angenommen.
ICH: Sie haben mich verstanden.
ERSTER: Ich habe ihre Worte verstanden, denn, ohne auch nur darüber nachzudenken, habe ich ihnen hingehalten, was sie verlangten, dieses bisschen Feuer.
ICH: Und doch ist die Angelegenheit damit noch nicht beendigt.
ERSTER: Seltsam: der Ton und gleichsam die Figur ihres kleinen Satzes kehrt in mir zurück, wiederholt sich in mir; als gefiele es ihm in mir; gern höre ich mir zu, wie ich ihn nachspreche, diese kleinen Satz, der seinen Sinn beinahe verloren hat, der aufgehört hat zu dienen und der dennoch weiterleben will, aber mit einem ganz anderem Leben.
ICH: Ich spreche zu ihnen, und wenn sie meine Worte verstanden haben, sind diese Worte null und nichtig.
ERSTER: Damit befinden wir uns schon auf der Schwelle des dichterischen Zustandes.
ICH: Sie sind Paul Valéry.
ERSTER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen.
ICH: Setzen sie sich doch, ich habe viel Zeit.
ERSTER sich auf den Gehweg setzend: Ich greife auf gut Glück zum Beispiel das Wort Zeit heraus.
ICH: Dieses Wort war absolut durchsichtig, präzis, anständig und treu in seinem Dienst.
ERSTER: Solange es seine Rolle als Teil einer Rede spielte oder von jemand ausgesprochen wurde, der etwas sagen wollte.
ICH: Aber jetzt ist es ganz allein, so bei den Flügeln genommen.
ERSTER: Es rächt sich.
ICH: Es macht uns glauben, dass es mehr Bedeutung habe, als es Funktionen hat.
ERSTER: Es war nur ein Mittel und jetzt ist es zum Selbstzweck geworden.
ICH mehr flüsternd, als sprechend: Es verwandelt sich in ein Rätsel, in einen Abgrund, in eine Marter des Denkens…
ERSTER: Oft genug stellt man den Begriff Dichtkunst in Gegensatz zu dem des Denkens.
ICH: Wie man gut und böse sagt, Laster und Tugend, heiß und kalt.
ERSTER: Diese Simplizität legt mir den Verdacht nahe, dass sie von den Schulmeistern stammt.
Eine weitere Person tritt aus einer schweren hölzernen Eingangstür auf die Straße, mit großen hektischen Schritten kommt sie heran und bleibt stehen, starrt Valery auf den weißen Scheitel. Einige Sekunden spricht keiner, dann beginnt der fremde.
ZWEITER: Der Beginn der dichterischen Eskapaden liegt stets im Dunkel der Inspiration.
ERSTER: Ist es dies, was man vom Dichter verlangt?
ICH: Diese aus der Erregung entsprungenen Ausdrücke?
ZWEITER: Der Dichter wird zum Demiurgen, der aus dem Unbewussten neue Welten schafft.
ICH: Sie sind Michael Perkampus.
ZWEITER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen.
Pozzo und Lucky treten auf. Pozzo führt Lucky am Strick vor sich her. Lucky trägt einen schweren Handkoffer, einen Klappstuhl, einen Vorratskorb und, überm Arm, einen Mantel; Pozzo hat eine Peitsche.
POZZO: Vorsicht! Er ist bissig. Bleibt stehen. Sie sind aber doch menschliche Wesen. Er setzt seine Brille auf. Soweit ich sehe. Er nimmt die Brille ab. Von derselben Gattung wie ich. Er lacht schallend. Von derselben Gattung wie Pozzo! Göttlicher Abstammung!
ERSTER: Eine derartige Wahrheit ist ein Grenzwert der Welt.
ICH: Es ist nicht erlaubt darin zu wohnen.
ZWEITER dem Pozzo die Peitsche aus der Hand reißend, Lucky und Pozzo um die Ecke jagend: Wir wissen nichts von der Welt! Das ist der Ausgangspunkt!
ERSTER: Wir wissen nichts und wir wollen sehen, wie viel sich herausfinden lässt.
ZWEITER zurückkehrend, erschöpft: „Sublimation“ bedeutet wörtlich übersetzt „etwas erhöhen“ oder „etwas veredeln“.
ICH theatralische Geste: Oh, Wollust!
ZWEITER sich auf der Motorhaube eines Wagens niederlassend: Ja, Wollust ist nämlich gedacht...
ERSTER: ... als ein Ort der Auflösung...
ICH händeklatschend zum Rhythmus eines vorbei tanzenden Musikanten: Ja, ja, weiter!
ZWEITER: ... des Körperlichen und des Geistigen, als dieses Phänomen nimmt sie einen einzigartigen Platz in der Konditionierung alles Lebendigen ein.
POZZO um die Ecke schauend, ängstlich: Wie spät ist es?
ZWEITER ärmelhochkrempelnd schnellen Schritts auf ihn zu: Die Realität war gestern. Heute ist der Traum.
POZZO: Ist es Abend?
ERSTER: Das Leben hat keine andere Form des Ablaufs.
ZWEITER auf Pozzo einschlagend: Bist du bald fertig? Willst du wohl still sein, du Mistvieh! Pozzo befreit sich unter Schmerzenschreien, kriecht davon.
ICH: Ob ich mal zu ihm rüberkrieche?
ERSTER: Lass mich nicht allein!
ICH: Oder mal nach ihm Rufe?
ERSTER: Lass nur. Pause. Das ist die ganze Menschheit. Schweigen. Sieh mal, die kleine Wolke.
ZWEITER zurückkehrend: Die Flügel bin ich los wenn ich doch habe meinen Flug.
ERSTER: Der Dichter erwacht im Menschen durch ein unerwartetes Ereignis...
ZWEITER: An scheinbar belanglosen Situationen entzünden sich entscheidende Stellen.
ERSTER: ... einen äußeren oder inneren Anlass: einen Baum, ein Gesicht, ein „Thema“, eine Erregung, ein Wort.
Ein weiterer Mann kommt hinzu, Mantel, Brille, Halbglatze, er wirkt etwas irritiert und mischt sich ohne zu zögern ins Gespräch.
DRITTER: Jetzt ist es Herbst. Ich wurde hierher geschickt aus einem Grunde, den ich noch nicht klar erkannt habe. Ich habe kein Geld, keine Zuflucht, keine Hoffnungen. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Und dies hier? Dies ist Schmähung, Verleumdung, Diffamierung eines Charakters. Dies ist eine fortwährende Beleidigung, ein Maul voll Spucke ins Gesicht der Kunst, ein Fußtritt für Gott, Menschheit, Schicksal, Zeit, Liebe, Schönheit... was man will.
ICH: Sie sind Henry Miller.
DRITTER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen.
ERSTER: Eines Tages belehrte mich jemand, dass Lyrik Enthusiasmus sei und dass die Oden der großen Lyriker ohne Korrekturen geschrieben seien, im gleichen Tempo wie die Stimme des Deliriums und der stürmisch brausende Geisteswind...
DRITTER: Ich bin nur geistig tot. Körperlich bin ich lebendig. Moralisch bin ich frei. Die Welt, die ich verlassen habe ist ein Zwinger. Die Dämmerung bricht an über einer neuen Welt, einer Dschungelwelt, in der die mageren Geister mit scharfen Klauen umherstreifen. Wenn ich eine Hyäne bin, so eine magere und hungrige: ich ziehe aus um mich zu mästen.
Auf allen Vieren wie ein Raubtier davon laufend.
ZWEITER: Muss ich geistige Regionen bemühen, wenn ich im Schlamm saß?
DRITTER: aus der Ferne: Ich werde für euch singen, vielleicht ein bisschen falsch, aber ich will singen.
ZWEITER sich niedersetzend, im Herbstlaub blätternd: Das Herz eines Dichters muss stets gebrochen sein, die Wunde darf nicht heilen.
ERSTER: Wie das vollkommene Vakuum und wie der tiefste Temperaturstand nicht erreicht werden können und nur um den Preis einer anstrengenden Progression der Leistungen nahezubringen sind, so verlangt die letzte Reinheit unserer Kunst so lange und so harte Selbstüberwindung...
ICH nachflüsternd: Selbstüberwindung!
ERSTER: ... dass sie fast die ganz natürliche Freude, Dichter zu sein, aufzehren und am Ende nur den Stolz übriglassen, niemals befriedigt zu sein.
ICH: Den meisten jungen Leuten, die mit dem dichterischen Instinkt begabt sind, ist diese Strenge unerträglich.
ZWEITER: Ein Mensch, der sich von der Jugend verabschiedet hat, kann kein Künstler sein, das ist völlig ausgeschlossen. Sich auf dem Boden legend, Blick himmelwärts. Aber er wird sie nicht erhalten, bis er von kompetenter Seite den Sinn der Schöpfung erklärt bekommt, also nie.
ERSTER: Also nie.
ICH: Also nie.
Das Orchester der Straße beginnt zu spielen, schwillt an, lässt alles erbeben bis die ganze Kulisse in Trümmern darnieder liegt.




Quellen:
Paul Valéry „Zur Theorie der Dichtkunst“, Insel Verlag Frankfurt am Main 1962
Henry Miller „Wendekreis des Krebses“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1979
Samuel Beckett „Warten auf Godot“ in Samuel Beckett „Drei Stücke“, Suhrkamp taschenbuch, 2005
Michael Perkampus „Aperçus zu einer neuen Literatur“, unveröffentlicht

Samstag, 28. April 2007

abwarten

Dieser Satz fängt nicht an. Er will nicht.

Alle möglichen Protagonisten müssen stehen bleiben und auf diesen einen Satz warten, es geht nicht ohne ihn.

In den Gärten hört das Verwelken auf, blühende Geräusche ziehen sich zurück in die Schatten. Alle Augen bleiben offen, die Zungen nesteln stille in den Mündern, keiner sagt etwas. Nichts bewegt sich, nicht die Finger im Blumenbeet, kein Zweig an keinem Baum, nicht die vielen aufgeregten Sonnenfransen im Fischteich oder die Katze in ihrem Sprung im Traum.

Wartend stehen Schemen von Protagonisten wie auf einer Kette aufgeknüpft, die noch nicht gesponnen wurde und zerrissen ist.

Es liegt in der Luft, die Sonne. Es könnte jetzt losgehen, aber es kann nicht.

Keine Tür öffnet sich. Vielleicht liegt eine warme feingliedrige Hand auf der Klinke, aber sie bewegt nichts.

Aller Welten Atem steht still. Die Lippen sind taub und in den Kehlen verstauben Worte und Sätze.

Vielleicht sind Vögel am Himmel, ich weiß es nicht. Der Satz fängt nicht an.

Die Gläser auf den Tischen, die Gläser an den Lippen, die Gläser, ich wünschte sie zerschmetterten an allen Wänden.

Abwartende Gesichter liegen im Dunkeln, solange der Satz nicht kommt.

Keine Wörter können diesen Satz aufwiegen, keine Buchstaben fügen sich, fast zufällig, zu diesem Satz zusammen, es hat nichts damit zu tun ob irgendjemand einen Satz kennt oder aussprechen kann, nichts führt über Umwege zu diesem Satz.

Er kommt nicht.

Ein im Tanz wartendes Liebespaar streicht die Sehnsüchte von den lichtbeflügelten Schultern, ihre Blicke vermessen den Raum aller Haut und es geht einfach nicht los.

Alles könnte passieren, für alles wäre Platz und Zeit. Man könnte etwas anfangen und es wiederholen, es rückgängig machen und einen anderen Weg finden; es gäbe so vieles zu tun, so vieles verstreichen zu lassen, so vieles zu vergessen oder niemals kennen zu lernen.

Es bleibt alles übrig.

Das Warten abhandeln, es niederwarten, anzünden, ablöschen, auswringen, es genießen, es hassen, es bleibt so vieles, zum Beispiel auf das Warten zu warten.

Der Satz fängt nicht an. Er will nicht.

[August 2006]

Donnerstag, 19. April 2007

Leonie

Wenn ich zu irgendeiner Tageszeit durch die Straßen streife, wird es immer die Suche nach dir sein, Leonie, die mich vom Weg abbringt, ein einzelner Windhauch, der wie ein Boot deinen Geruch zu mir heranträgt und immer werde ich über die Umwege meiner Erinnerung auf Ecken und Hinterhöfe treffen, in denen wir unsre Blicke durchs Dickicht belauschten und unsre Münder endlos sich in diesem Sommer verfingen; diese Tageszeiten, in denen die Stadt sich ganz in ihre Schatten zurückzieht und ich hinter der nächsten Straßenecke deine Sprache vermute, eine Kindersprache, aus deinem Sein erwachsene Wörter, die immer zum ersten Mal werden benutzt sein, wenn dein Mund sie geküsst hat.
Und immer wird die Nacht vom Horizont übers Land herfallen und mich zurücklassen zwischen den Räumen dieser Stadt, es werden fremde Orte sein, an denen ich nie gewesen bin und so schleiche ich zurück durch den atmenden Korridor lauernder Hausfassaden, treffe auf Passanten, die wie ich, nach einem Ausweg suchen, erleichtert, fast befreit, vom elektrischen Licht, das wässrig den Asphalt bekniet; Leonie, im Schaukelstuhl zu sitzen, betrachtend im Fenster ein halbes Spiegelbild, betrachtend, Leonie, deinen Schlaf, in deiner Brust, der diesen Atem schmiedet, der mir immerfort begegnen wird in den Gassen dieser Stadt, den Märkten, Passagen und Träumen.
Und nicht nur dort begegne ich deinem Rest, auch in meiner Kleidung, der Jacke, all den Taschen, in denen du, für einen unachtsamen Moment nur, gelebt hast, Taschen, in denen du deine Briefe, deine Sprache, zurückgelassen hast, „Nimm die Straßenbahnlinie …, an einer Ecke vor der Haltestelle … wirst du einen Blumenladen finden, ein akribisch arrangiertes Farbensemble“, und ich weiß nicht mehr, ob ich sie gesehen habe, diese Blumen, denn deine Stadt hatte keine Namen, keine Straßen, keine Anhaltspunkte, „Sieh mal, die Sonne lauert über den Dächern und die Schatten auf dem Platz formieren eine stumme Nachricht“, es sind diese Orte, zurückgelassen in einem Brief, einem Zettel, sorgsam in einer Kiste verwahrt, meinen Taschen oder zwischen den Buchseiten, weil du wusstest, es ist wichtig, dass sie gefunden werden, wie ein Schatz, Perlen, die ich in meinen Fingern zerreibe, aber die Sprache bleibt, die Momente verschwinden nicht so einfach, wie du hinter der nächsten Kreuzung, wo ich hoffentlich diesen Blumenladen finde, den es vielleicht nie gegeben hat oder ein Rest von dem, was in dieser Stadt, von dir, Leonie, geblieben ist.
Wieder ist es eine dieser Stundenwinde, der sich meiner bemächtigt und meinen Schritt in eine andere Straße lenkt, vom Wege abbringt, den zu gehen mein Ziel war; ein altes verfallenes Fabrikgelände, rotes Gestein, vom Rost ins rot getriebene Rohre, verstaubte Fenster, in die ich kleine Botschaften in einer, mir fremden, Sprache zeichne, deine Sprache und es ist zwecklos, diese armseligen kleinen Linien, Kurven, Schleifen zu ziehen, dies ist keiner von deinen Orten, nichts weist auf dich hin und plötzlich geschieht eine kleine, kaum wahrnehmbare Lichtveränderung und es wird mir klar, dass nicht du es bist, die ich gesucht hatte, all die Tageszeiten; rotes Gestein, dieser Rost, das ist mein Ort, meine Sprache, die ich, wenn auch nicht verstehen, so doch atmen, durch mein Herz pumpen kann, Leonie, hier und in dieser Stunde, dem veränderten Licht, zerbricht etwas, dass einmal der Weg gewesen muss, den zu gehen mein Ziel ist.

Montag, 16. April 2007

This midnights rotten dream, Nachmittag in 8 verschwindenden Momenten [1. Fassung]

This midnights rotten dream: flüsterst du, erinnerst du dich, hauchst es hinaus in den halbdunklen Raum, nicht eigentlich halbdunkel, sondern zwischen beiden Extremen angesiedelt: durchschneidende Flächen aus Licht und schwarze, mit Rauch angefüllte Schatten und du flüsterst, hauchst, krächzt mit dieser Stimme, dieser uralten Stimme: this midnights rotten dream.


René wünscht sie sich mehr als alles andere in der Welt, Marie, diese Nachtgöttin, ein Sommertag, 4 Uhr früh, zwischen den Zweigen aus blauem Zigarettenrauch, die durch den Raum mäandern, Geisterhände oder Brücken oder was-auch-immer und ich hole mir lieber noch ein Glas von diesem ekelhaft süßem Gesöff, René, dein Gesicht ist ja nicht zu ertragen und natürlich ist sie schön, unglaublich schön sogar, alle glotzen und sie tanzt, als würde sie nicht merken, dass sie in diesem Moment eine absolute Unglaublichkeit ist, ein Zentrum um das die Begierde revolutioniert, als wäre sie in diesem Moment nur sie selbst und nichts anderes, keine Göttin oder Hure oder Materie, all dieser Schablonen entledigt oder eine Symbiose aus allen Masken, ein mit sich selbst vermählter Spiegel, vermischt, zusammen geschmettert, weil 4 Uhr früh, weil dieses ekelhafte gelbe süße Gesöff, dieser zuckrige Zungenfick, alles andere fortgeschwemmt hat, außer die Blicke, außer diese Wünsche, die alle nur auf eines hinaus laufen, etwas, dass keiner bekommen kann, nicht einmal sie selbst.


Und Marie zog sich aus und was zum Vorschein kam war unendlich und Sein war alles was ich wollte und in ihr sein ganz speziell und das Haus stand leer im Dunkeln und ein Schatten verschnürte im Flur das Licht und alle Jahre und Marie zog sich aus und was zum Vorschein kam war so alt wie diese Welt und im Flur stand ein Dunkel ganz still und eine Spinne spannte ein Netz unvergänglicher Sekunden und Marie zog sich aus und zum Vorschein kamen all die Schatten und mich zu holen schlief ich ein im Sessel.


In diesem Raum verschnürt, dem Verhältnis von Licht und kein Licht, Rene schlief und ich saß im Sessel, der dort stand, wo kein Licht war, genauer gesagt, direkt an der Grenze zum Licht, parallel dazu verlaufend und der Rauch meiner Zigarette wuchs zu Felsen, ganzen Gebirgszügen auf, ich fragte mich, ob ich onanieren wolle, aber es gab keinen Grund, nur die Frage und sie war leer, ohne Ursprung, Inhalt oder Antwort, nicht wie das Verhältnis von Licht und kein Licht, dessen ich mir jedenfalls sicher war. Oder das Verhältnis von Stille zum Ton und für einen Moment wusste ich nicht, wo der Unterschied lag, warum es zwei Worte waren und im Grunde beschrieb das die Situation ziemlich genau, es war ein Heidenlärm, Rene, der still schlief und das Verhältnis von Licht und Ton und Stille und kein Licht.


Nun ziehst du dich zurück in die Höhlen dieses Raumes/ this midnights rotten dream/ und willst nicht gefunden werden, aber sprechen können, mit überschüssiger Kraft ein wenig ins Leben hinein quatschen, du, Bacchus müder Sohn, Sommertraube; aber ich würde mich selbst belügen, dich auch nur einen Augenblick weiter in diesem Gefüge hängen zu lassen, ich mag dich nicht, du bist nichts besonderes, nur eine weitere dieser verlorenen Seelen, die aus Angst oder Traurigkeit oder schierem peinerfülltem Bewusstsein um das Nichts durch die Welt rasen, durch die Nacht, ein trauriger Tiger, ja, aber es wird niemanden geben, der deine Geschichte erzählt, sie wieder und wieder erzählt und Seite um Seite dein Schicksal wendet.


Sehr eng dieser Tag, so dass man sich kaum bewegen kann, dahin gehängt in den Raum wie die Grenzen zwischen Sonnenlicht und nachtschwarzen Schatten und noch enger dein rasselnder Atem (schläfst du?). In den Trümmern des Hauses in den Trümmern eines Hinterhofes. Ein zerfetztes Sofa und ein verwesender Sessel und wir mittendrin oder besser: genau darauf und was durch den Raum peitscht sind Erinnerungen wie Wüstenwinde und ein Geruch nach Urin von Tieren, die sich womöglich im Dunkeln an uns herantasten. Tiere mit riesigen Klauen und Augen wie meine Abgründe. Ich warte auf diese Monster oder ein Gespräch, das vielleicht stattfinden könnte, wenn nicht dieses große illuminierende Gespinst Marie über uns hängen und ihre Haare nach oben stecken und dabei Nacken und ihre Achselhöhlen entblößen würde.


Gescheiterter Versuch einer Penetration der Dunkelheit, keine Ratte zu finden, überall Abgründe und ich sehne mich nach jedem Geräusch des verreckenden Sessels und suhle mich heimlich in den fast schon materialisierten Ausschweifungen meiner Gedanken. /Poesie!, Marie!, Poesie!, Lust!, Ejakulation!, Marie!/ René ist mir scheissegal oder tot.


This midnights rotten dream: flüsterst du, erinnerst du dich, hauchst es hinaus in den total verdunkelten Raum in dem wir uns befinden, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob das für uns überhaupt noch Bedeutung haben kann. Alles ist fremd und ich befühle erstaunt das abgewetzte Material des Sessels, dann meine eigenen Hände, mein Gesicht, Penis und Dunkelheit. Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher, aber traue mich nicht, es dir mitzuteilen. Womöglich weißt du das. René, wir sind nicht mehr.

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