Vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter. Es ist ein warmer Sommertag oder eine verregnete Frühlingsnacht, meinetwegen nasskalter Herbst oder weißester Winter, vielleicht Sturm oder gar kein Wetter. Man geht dort eben so lang, die Straßenbahnen fahren vorbei, die Leute drücken sich darin die Nasen an der Scheibe platt oder es ist gar niemand darin, die Straßenbahn hat ihren Verkehr auf allen Linien eingestellt. Das Grassimuseum ist eingestürzt, wird abgerissen oder hat dort nie gestanden, jedenfalls geht man rechts oder links vorbei, darunter hindurch, meinetwegen auch drüber; der jeweiligen Mode nach gekleidet, wie man eben will, den Hut tief ins Gesicht gezogen, der Schnurrbart fein getrimmt, das Haar pomadig, in der behandschuhten Hand eine Zigarettenspitze, das Kleid vorne nicht zu weit ausgeschnitten, die Hose an den Knien verdreckt, worüber die Eltern schimpfen werden, in einem Trauergewand, schwarzer Regenschirm, Sandalen oder eben ganz nackt in der wilden ausgelassenen Menge. Keine Menschenseele weit und breit, man muss den Schritt anpassen, Rempeleien, brandendes Geplapper, Totenstille, nicht mal Wind, Sturm, wie in einer Wüste, hier. Es knackt im Gehölz, die Häuser stehen still und leer und dunkel, ein Gewühl darin, es ist nicht zum aushalten, wie herrlich! Wieder eine Straßenbahn, der Kutscher peitscht ganz sanft die Pferde, elektrisch-rotmäulig; da ist´s! ein Verkehrsunfall, Glassplitter, verbogenes Metall, zum Glück ist niemandem etwas passiert, man transportiert die halbverweste Mädchenleiche ab, der erste Babyschrei, was für ein Leben!, die Straße ist leer. Im Durchgang zu einem Hinterhof singt ein dickes Weib melancholische Lieder über Träume, etwas imaginäres umarmend, man kann da jetzt durchgehen, aber man geht nicht gern über Friedhöfe, der Mais steht hoch, man will die Ernte nicht zerstören, ist sowieso verschlossen und von innen verriegelt. Man stellt sich da an die Kreuzung, eine rote Ampel oder grün, man geht einfach drüber, darf man ja, aber halt! es ist rot. Oben an einem Fenster glotzt ein altes Weib, beiderseitiges Winken, man steigt da hinein, wird zu Tische gebeten, geprügelt und betrauert, nie scheint hier die Sonne herein, darum das Halblicht; man isst, von Licht geblendet, Kuchen, eine Suppe, altes Brot oder garnichts, die Frau war mal jung, intimes Gespräch, verstohlene Berührung der Handrücken oder bedrückendes Schweigen, ein riesiger Raum dazwischen, man ist sich sehr nahe, man mag sich nicht, was wollen sie hier?, ich habe schon auf dich gewartet. Sie war mal jung, man macht ihr Komplimente, was erwarten sie vom Leben?, dann ins Bett und zärtlich wühlen, man fügt sich Geheimnisse zu, etwas Blut fließt auch und sowieso alles ganz romantisch, Schimpfworte, aneinander geschmiegter Schlaf, allein im fremden Bett, die vertraute Wohnung, eine alte Frau, eine junge Frau, mehrere Leben eng beieinander oder auch nicht, mein Freund, ich gehe jetzt, der Alkohol!, die Geschäfte!, ich brauche noch eine Unterschrift, dieses Gelände ist hervorragend geeignet für unser Bauprojekt, das Feld lassen wir mal brach liegen, Scheiß Industrie! Ausgeschlafen, todmüde, geht’s weiter oder man bleibt einfach stehen, baut sich hier ein Leben auf oder lässt dieses Gebilde hinter sich, es war sehr schön, hier habe ich alles verloren, mich gefunden oder verschwendet, hier bleibt man bis ans Lebensende!, bloß fort! Mitten in der tiefsten Nacht, der helle Mond baut Geister im Unterholz, kaum Schatten weil Sonne im Zenit, nur Schatten weil dichtgedrängte Häuser, schmale Gasse, breite Straße, die Stadt wie ein Backofen, man schmiegt sich noch enger in die dicken Jacken. Man betrachtet die baufälligen Häuser, alles ganz neu hier, ein hervorragender Park zum Spazieren gehen, gefährliche Wälder, sagt man oder so steht es in Büchern bzw. Statistiken. Ein Taschendieb, ein Wegelagerer, ein Polizist, ein Händler, ein Jäger, ein Freund, ein Hirsch oder Spaziergänger wie man selbst oder gar nicht wie man selbst, meinetwegen ist man es doch. Man kann jetzt etwas machen oder sich entscheiden zu verweilen, man kann sich entscheiden hier zu Hause zu sein oder auf der Flucht, bei jemandem zu klingeln oder niemanden zu kennen. Man spielt mit den Kindern, schimpft sie aus, unterhält sich mit ein paar Passanten oder erfreut sich an der menschenleeren Weite, kauft sich ein Eis, flüchtet sich vor dem Sturm in einen Hauseingang, macht Schneeengel oder liegt im Sarg und wird schweigend davon getragen, vom Augustusplatz kommend, in Richtung Grassimuseum, daran rechts oder links vorbei und weiter.
Diese Musik, eine Initialzündung für alle anderen Sinne, wie eine aufgestoßene Tür, dahinter feuchte Höhlen, vom Gestein tropfende Töne, kreisende Planeten; Regen in einem Urwald, der nur blühen kann durch und in dieser Musik. Visuell präsente Loops, sich überlappende Frequenzwellen, Ebbe und Flut. Ich fühle auf meiner Haut diesen Regen, die blechernen Melodien auf dem warmen Asphalt; wachsendes Holz in dem sich ein Knarren aller Zeiten träumt. Über die Ohren dringen diese Welten herein, hinter einer aufgestoßenen Tür, wo die Erde ihr Lied spielt. Der Planet steigt in das Bild in dieser vibrierenden Pfütze und löst, fast beiläufig, hinter sich die Grenzen auf. Der Kosmos, ein Knarren im Holz und vom nassen Stein tropft das Wasser, es trägt Mineralien in sich, alle vergangenen und im Entstehen begriffene Welten. Diese Musik, ein begehbarer Raum, eine Initialzündung, eine blühende Urpfütze.
Wir schmieden Schatten in den Öfen
atmender Maschinen.
Abbilder von Abbildern:
Uhren aus Fleisch sind wir:
einer Wüste gleich,
starrend aus Staub in den Himmel.
Wir sind weither gekrochen
& hungrig nach den Beeren dieser Stadt,
dem spiegelnden Gemäuer ihrer Seele.
Tretet ein, ihr Geister!
Schlagt mit den Flügeln
die Tropfen aus den Lampen.
Käfige aus Haut sind wir,
eindringlich und warm,
einem Traume gleich,
bereit zur Rückkehr.
diese kinderspiele weißt du noch ein gefühl von sonnenwarmen holz unter schwitzenden fingern vom kaffee zittrig und dieser geruch nach längst gerauchten zigaretten kleinen vergänglichen türmen im aschenbecher wie diese sommer mit all den endgültigen entscheidungen wer geht mit wem und es gab eine spezielle reihenfolge wer an welchen tagen neben dir sitzen durfte auf den warmen steinen oder dem klettergerüst von der sonne angewärmt und umfasst mit schwitzigen dreckigen fingern die nach erde dufteten oder leder oder den streunenden katzen die da lebten im dickicht den lichtungen wo man dich küssen durfte und für eine cola auch anfassen unter dem hemd wo dein frühling blühte immer heimlich und in den schatten der zweige war immer sommer dieses holz unserer kinderspiele weißt du noch wir führten kriege mit den kindern der anderen hochhäuser man gab sich namen und verteidigte die ehre der mädchen und alles was da wuchs unter ihren hemden die nach etwas anderem als erde oder leder oder den streunende katzen dufteten die da lebten im dickicht der sommer wie wir verfolgt vom hausmeister und den größeren jungen die auf den treppen saßen und schon rauchten mit ihren witzen und feindseligen blicken dem von uns geklauten fussball weißt du noch und unsere endgültigen entscheidungen wer geht mit wem in diese kleinen vergänglichen türme der baumkronen mit licht und schwankenden schatten (das war doch später!) so ähnlich wie jetzt hier über uns und es gab eine gewisse reihenfolge wer neben mir sitzen durfte an welchen tagen auf den kalten steinen oder dem klettergerüst mit dem abgeplatzten lack den ich mir unter die haut zog mit den entzündungen die da blühten immer heimlich wo es nach nichts roch nach absolut gar nichts höchstens mal nach den toten katzen die sich zum sterben ins kahle dickicht zurückzogen oder gleich so verreckten auf der straße überfahren von unseren kriegen die wir führten mit den kindern der anderen hochhäuser mit fäusten knüppeln schleudern wir hatten keine namen und eroberten die ehre der anderen weißt du noch wie der junge sein auge verlor zermatscht von was-weiß-ich und keine ahnung von wem es gab ein rascheln im gebüsch und weg waren die schuldigen ganz ohne ehre und er durfte neben mir sitzen an diesem tag auf dem gefährlich ächzenden klettergerüst umfasst von einer fettigen nervösen sonne und für eine cola hätte er mich anfassen können aber dazu kam es nicht und in den schatten der zweige war immer winter dieses eis unserer kinderspiele ohne geruch und man sah die toten katzen sofort zwischen den kahlen sträuchern im schnee der niemals schmolz und wir spielten dann nur noch selten immer heimlich weil wir alt geworden sind und hier sitzen ein gefühl von totem holz unter den schwitzenden nervösen händen vom kaffee zittrig und dieser geruch nach asche der aus den türmen dringt die wir uns aufgebaut haben im aschenbecher weil wir nichts anzufangen wissen miteinander wir kennen uns nicht und es ist nicht möglich dass wir uns begegnen weil wir nie etwas miteinander zu tun hatten uns nicht kennen gelernt haben kein wort auch nur aus höflichkeit getauscht keine zusammenkunft im dickicht im sommer im winter zwischen all den räumen ohne ende diese kinderspiele
Als ich die Straße entlang ging und eine Sonne hinter Giebeldächern hervor kriechen sah und das Blech der Motorhauben blitzte, ja geradezu entflammte, und in mir Gedanken empor schossen über den Schweiß in meinen Achselhöhlen und den Durst in meinem Rachen kam mir die alles entscheidende Idee: ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel in meiner Hosentasche und sprach den erstbesten Passanten an:
ICH: Ich bitte sie um Feuer
ERSTER: Indem sie mich um Feuer baten, haben sie vielleicht diese paar belanglosen Worte auf Kosten seiner begrenzten Bedeutung angenommen.
ICH: Sie haben mich verstanden.
ERSTER: Ich habe ihre Worte verstanden, denn, ohne auch nur darüber nachzudenken, habe ich ihnen hingehalten, was sie verlangten, dieses bisschen Feuer.
ICH: Und doch ist die Angelegenheit damit noch nicht beendigt.
ERSTER: Seltsam: der Ton und gleichsam die Figur ihres kleinen Satzes kehrt in mir zurück, wiederholt sich in mir; als gefiele es ihm in mir; gern höre ich mir zu, wie ich ihn nachspreche, diese kleinen Satz, der seinen Sinn beinahe verloren hat, der aufgehört hat zu dienen und der dennoch weiterleben will, aber mit einem ganz anderem Leben.
ICH: Ich spreche zu ihnen, und wenn sie meine Worte verstanden haben, sind diese Worte null und nichtig.
ERSTER: Damit befinden wir uns schon auf der Schwelle des dichterischen Zustandes.
ICH: Sie sind Paul Valéry.
ERSTER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen.
ICH: Setzen sie sich doch, ich habe viel Zeit.
ERSTER sich auf den Gehweg setzend: Ich greife auf gut Glück zum Beispiel das Wort Zeit heraus.
ICH: Dieses Wort war absolut durchsichtig, präzis, anständig und treu in seinem Dienst.
ERSTER: Solange es seine Rolle als Teil einer Rede spielte oder von jemand ausgesprochen wurde, der etwas sagen wollte.
ICH: Aber jetzt ist es ganz allein, so bei den Flügeln genommen.
ERSTER: Es rächt sich.
ICH: Es macht uns glauben, dass es mehr Bedeutung habe, als es Funktionen hat.
ERSTER: Es war nur ein Mittel und jetzt ist es zum Selbstzweck geworden.
ICH mehr flüsternd, als sprechend: Es verwandelt sich in ein Rätsel, in einen Abgrund, in eine Marter des Denkens…
ERSTER: Oft genug stellt man den Begriff Dichtkunst in Gegensatz zu dem des Denkens.
ICH: Wie man gut und böse sagt, Laster und Tugend, heiß und kalt.
ERSTER: Diese Simplizität legt mir den Verdacht nahe, dass sie von den Schulmeistern stammt. Eine weitere Person tritt aus einer schweren hölzernen Eingangstür auf die Straße, mit großen hektischen Schritten kommt sie heran und bleibt stehen, starrt Valery auf den weißen Scheitel. Einige Sekunden spricht keiner, dann beginnt der fremde.
ZWEITER: Der Beginn der dichterischen Eskapaden liegt stets im Dunkel der Inspiration.
ERSTER: Ist es dies, was man vom Dichter verlangt?
ICH: Diese aus der Erregung entsprungenen Ausdrücke?
ZWEITER: Der Dichter wird zum Demiurgen, der aus dem Unbewussten neue Welten schafft.
ICH: Sie sind Michael Perkampus.
ZWEITER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen. Pozzo und Lucky treten auf. Pozzo führt Lucky am Strick vor sich her. Lucky trägt einen schweren Handkoffer, einen Klappstuhl, einen Vorratskorb und, überm Arm, einen Mantel; Pozzo hat eine Peitsche.
POZZO: Vorsicht! Er ist bissig. Bleibt stehen. Sie sind aber doch menschliche Wesen. Er setzt seine Brille auf. Soweit ich sehe. Er nimmt die Brille ab. Von derselben Gattung wie ich. Er lacht schallend. Von derselben Gattung wie Pozzo! Göttlicher Abstammung!
ERSTER: Eine derartige Wahrheit ist ein Grenzwert der Welt.
ICH: Es ist nicht erlaubt darin zu wohnen.
ZWEITER dem Pozzo die Peitsche aus der Hand reißend, Lucky und Pozzo um die Ecke jagend: Wir wissen nichts von der Welt! Das ist der Ausgangspunkt!
ERSTER: Wir wissen nichts und wir wollen sehen, wie viel sich herausfinden lässt.
ZWEITER zurückkehrend, erschöpft: „Sublimation“ bedeutet wörtlich übersetzt „etwas erhöhen“ oder „etwas veredeln“.
ICH theatralische Geste: Oh, Wollust!
ZWEITER sich auf der Motorhaube eines Wagens niederlassend: Ja, Wollust ist nämlich gedacht...
ERSTER: ... als ein Ort der Auflösung...
ICH händeklatschend zum Rhythmus eines vorbei tanzenden Musikanten: Ja, ja, weiter!
ZWEITER: ... des Körperlichen und des Geistigen, als dieses Phänomen nimmt sie einen einzigartigen Platz in der Konditionierung alles Lebendigen ein.
POZZO um die Ecke schauend, ängstlich: Wie spät ist es?
ZWEITER ärmelhochkrempelnd schnellen Schritts auf ihn zu: Die Realität war gestern. Heute ist der Traum.
POZZO: Ist es Abend?
ERSTER: Das Leben hat keine andere Form des Ablaufs.
ZWEITER auf Pozzo einschlagend: Bist du bald fertig? Willst du wohl still sein, du Mistvieh! Pozzo befreit sich unter Schmerzenschreien, kriecht davon.
ICH: Ob ich mal zu ihm rüberkrieche?
ERSTER: Lass mich nicht allein!
ICH: Oder mal nach ihm Rufe?
ERSTER: Lass nur. Pause. Das ist die ganze Menschheit. Schweigen. Sieh mal, die kleine Wolke.
ZWEITER zurückkehrend: Die Flügel bin ich los wenn ich doch habe meinen Flug.
ERSTER: Der Dichter erwacht im Menschen durch ein unerwartetes Ereignis...
ZWEITER: An scheinbar belanglosen Situationen entzünden sich entscheidende Stellen.
ERSTER: ... einen äußeren oder inneren Anlass: einen Baum, ein Gesicht, ein „Thema“, eine Erregung, ein Wort. Ein weiterer Mann kommt hinzu, Mantel, Brille, Halbglatze, er wirkt etwas irritiert und mischt sich ohne zu zögern ins Gespräch.
DRITTER: Jetzt ist es Herbst. Ich wurde hierher geschickt aus einem Grunde, den ich noch nicht klar erkannt habe. Ich habe kein Geld, keine Zuflucht, keine Hoffnungen. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Und dies hier? Dies ist Schmähung, Verleumdung, Diffamierung eines Charakters. Dies ist eine fortwährende Beleidigung, ein Maul voll Spucke ins Gesicht der Kunst, ein Fußtritt für Gott, Menschheit, Schicksal, Zeit, Liebe, Schönheit... was man will.
ICH: Sie sind Henry Miller.
DRITTER: Letzten Endes hat man in sich selbst keinen Namen.
ERSTER: Eines Tages belehrte mich jemand, dass Lyrik Enthusiasmus sei und dass die Oden der großen Lyriker ohne Korrekturen geschrieben seien, im gleichen Tempo wie die Stimme des Deliriums und der stürmisch brausende Geisteswind...
DRITTER: Ich bin nur geistig tot. Körperlich bin ich lebendig. Moralisch bin ich frei. Die Welt, die ich verlassen habe ist ein Zwinger. Die Dämmerung bricht an über einer neuen Welt, einer Dschungelwelt, in der die mageren Geister mit scharfen Klauen umherstreifen. Wenn ich eine Hyäne bin, so eine magere und hungrige: ich ziehe aus um mich zu mästen. Auf allen Vieren wie ein Raubtier davon laufend.
ZWEITER: Muss ich geistige Regionen bemühen, wenn ich im Schlamm saß?
DRITTER: aus der Ferne: Ich werde für euch singen, vielleicht ein bisschen falsch, aber ich will singen.
ZWEITER sich niedersetzend, im Herbstlaub blätternd: Das Herz eines Dichters muss stets gebrochen sein, die Wunde darf nicht heilen.
ERSTER: Wie das vollkommene Vakuum und wie der tiefste Temperaturstand nicht erreicht werden können und nur um den Preis einer anstrengenden Progression der Leistungen nahezubringen sind, so verlangt die letzte Reinheit unserer Kunst so lange und so harte Selbstüberwindung...
ICH nachflüsternd: Selbstüberwindung!
ERSTER: ... dass sie fast die ganz natürliche Freude, Dichter zu sein, aufzehren und am Ende nur den Stolz übriglassen, niemals befriedigt zu sein.
ICH: Den meisten jungen Leuten, die mit dem dichterischen Instinkt begabt sind, ist diese Strenge unerträglich.
ZWEITER: Ein Mensch, der sich von der Jugend verabschiedet hat, kann kein Künstler sein, das ist völlig ausgeschlossen. Sich auf dem Boden legend, Blick himmelwärts. Aber er wird sie nicht erhalten, bis er von kompetenter Seite den Sinn der Schöpfung erklärt bekommt, also nie.
ERSTER: Also nie.
ICH: Also nie. Das Orchester der Straße beginnt zu spielen, schwillt an, lässt alles erbeben bis die ganze Kulisse in Trümmern darnieder liegt.
Quellen: Paul Valéry „Zur Theorie der Dichtkunst“, Insel Verlag Frankfurt am Main 1962
Henry Miller „Wendekreis des Krebses“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1979
Samuel Beckett „Warten auf Godot“ in Samuel Beckett „Drei Stücke“, Suhrkamp taschenbuch, 2005
Michael Perkampus „Aperçus zu einer neuen Literatur“, unveröffentlicht
Ebene IV: Ei
Mein Leben, Atem und Atem
In Geschichten, peitschenden Zungen
Gebeugt über deinem Schmerz
Ebene V: Larve
Sinnlos dir was vorzuträumen
Ebene VI: Puppe
Still nun, nichts wuchert mehr,
da ist es, ich hör’s genau,
Nesaces fernes Lied
in deinen knospenden Wunden
Ausgang: Imago/Unüberwindbar
Mein Leben, Traum und Blut
In Wünschen, vertrockneten Tränen=Wüsten
Unüberwindbar, Unüberwindbar