Lyrik
Im Gedränge menschenvoller Straßen
schwärmen aus verschwiegne Worte
aus den Tiefen, die wir leugnen,
ohne Sprache, ohne Grund.
Der Wind, den wir nicht spüren,
spielt auf zum Tanz das andere Licht,
zu spreizen die Spiegel und ihre Bilder,
die wir nicht sehen.
Wer kennt noch die glanzvollen Wunder und Gezeiten
in den Winkeln der Regentropfen,
die wie einsame Signale an Planeten zerschellen
oder dem mehrfachen Raum dazwischen.
Ich treibe staunend mit der Flut
aus Haut und Fleisch und Knochen, den Blicken wie unseren,
die in fernen Sprachen träumen
oder schweigen, was uns eint.
Darum der Mangel an Raum
im Gedränge menschenleerer Straßen,
wie zwischen Treibholz nach Atem ringen,
nach Blicken, die uns ahnen,
zwischen all den Geistern, mit uns wandernd.
[20. März 2008]
andrethom - 24. Mär, 19:15
Und der Tag verschlingt die schweren Träume,
Die sich in mir verzweigen gleich meinem Blut.
Wo die tosenden Wasser schwinden
Bleiben Kammern, schillernd in allen Farben und Ängsten.
Ich treffe dort die uralten Kinder,
In Trümmern hockend, spielend
Die grausamsten Szenen unserer Geburt.
Ich füttere sie mit dem Fleisch
Aller zärtlichen Berührungen, den Worten,
Die wie Regen dunkle Felder wässern.
Verschlingt deren saftige Trauben, lasst nichts aus;
Auch ich werde den Kelch an meine zerbissenen Lippen neigen,
Zu trinken die schweren Träume,
Die sich in mir verzweigen gleich meinem Blut.
(11. Dezember 2007)
andrethom - 12. Dez, 17:12
Ich spüre den Dämon
eingesperrt am Grund des Brunnens,
in den Augen Flammen reinen Zorns,
der Rest ist Abwesenheit von Licht.
Er wütet gegen die Mauern, die Erde & sein eigenes Fleisch.
In ihm ist die Vernichtung der aller ersten Zelle,
die Eroberung des Königreiches.
Am Ende wird es seine Seele sein.
Ich möchte bereit sein.
[20. September 2007]
andrethom - 26. Sep, 00:57
nur in träumen weiß ich wo ich bin
verheiratet mit schnee und tau und uns
gehen wir entleibt voran
ein jubel webt uns leben zeit
gerade noch war tot in uns
er hat als kind uns dort geboren
nur in träumen weiß ich wo ich bin
(heute)
andrethom - 26. Jul, 14:54
I. Kette
Der Abend wirft Wolken
Bilder/ in Fenstern verlorener
Atemtanz/ deine blanken Brüste
Die Pforten geschlossener
Augen/ zittern/ die Härchen
Auf meiner Hand/ verrinnen Sekunden
/ wie ein Lot der Zigarettenqualm/
In eine andere Welt/
Dort schweif ich hin
Der Abend wirft Wolken
II. Sur
Eine Küste weiter Poren- es berennt das atmende Land- dein köstliches Salz.
Ein Wir fegt unsre Lippen blank, es spricht:
„Mein offnes Auge sieht den Totentanz.“
und versinkt in einer Tränendrüse.
(Der immergleichen Muttermilch)
Eros ist’s, ein starkes Kind,
die Brust voll an Gesang,
aufgefächert Herz
und Genital.
Thanatos, das Augenweiß,
ein aureales Liebeslied,
ein Gutenmorgenfortmitdir,
aus Schweigen geschneidertes Nachtgewand,
er spricht:
„Nun, lasst uns wandern durch dich,
speisen vom Salz dieser Poren,
saufen vom Schmerz der uns am Horizont begrüßt,
wir reisen nur, wir reisen nur.“
III. Spalt
Du Nirgendwo,
im Hof verenden Strahlen
fremden Lichts
und Kinder üben ihr Sein:
„Wo bist du, Junge?
Willst du mich lieben?“
Es ist warm auf meiner Zunge, übervoll.
Das Blattwerk sprengt wie wild ein Rauschen
und ich schwitze, -wartend,
überall verloren.
[27.Juli 06 - heute erneut überarbeitet, kein Gedicht hat mich bisher so heftig beschäftigt. Ich kann es nicht überfliegen ohne Änderungen vornehmen zu müssen, es will sich geradezu wandeln. Dieses Mal fiel die Änderung massiv aus, dafür bin ich aber zunächst sehr zufrieden.]
andrethom - 19. Jul, 14:31
geschrieben steht das wort
dem ozean nah, wo augen öffnen
wolken im wort nachtgewölbe,
schnell schreibe ich den schatten auf
bevor der regen meine sterne löscht.
andrethom - 11. Jul, 10:10
das leben ist eine dürftige erfindung
wie mit wehenden haaren unter wasser
nach atem ringen, atem!
der körper empfängt träge die schwingungen
zittrigen wassers, mutterleibswarm,
dürftig, mit wehenden haaren:
atem, atem!
und sind schwer zu verstehen
die stimmen und lieder der sonne,
diese zittrige sprache hier nun vergessen:
atem! atem!
wie mit wehenden haaren unter wasser,
träge ist alles und verweigert sich:
atem! atem!
eine dürftige erfindung, die wellen der oberfläche
und ihre bilder, nutzloses land mit wasserläufern;
ein zeh zeichnet ariadnes faden in den sand und
verwirft sich selbst wie:
atem! atem!
der leibt treibt blüten schon und tanzt sich frei
von allem sein: es kräuseln sich wolken, zittrig,
wie mit wehenden haaren unter wasser, von ferne her:
gedämpfter donner:
atem! atem!
andrethom - 3. Jul, 15:22
„Ô saisons, ô châteaux“
Wie sie mit verlassnem Blick den Dolch bekniet
auf dem wie Träume Kerzenscheine flimmern.
Sie, wetteifernd mit den Flüssen
um die Schönheit ihrer sonngeküssten Zinnen.
Man hängt sich träumend an die fahlen Lippen,
darin wie Feuersbrünste Fäulniskeime wuchern.
Wie diesen Leib nun fremder Sinne Atem küsst,
der dort darnieder liegt im frischen Zeilengrab!
Spielzeug Jagos, ein Schloss in den Gezeiten,
Herbstblatt an den Uferbänken, fremder Sterne Kräftespiel,
sie, die auf dem Totenbette
nie vergilbte Kleider trägt, irrt durch die Zeit,
dem Mörder nach!
andrethom - 15. Jun, 16:04
I.
Mir fällt der Himmel aus dem Kopf
Das ewige Streben zum Boden
ist wie
das Verschütten von Wasser
in der Wüste
Alles ist verschwendet
in der Rotation zorniger Planeten,
abschüttelnd die
Atmosphäre aus Fleisch
Mir sitzen die Tauben auf dem Dach
und Kommunikation ist ein warmes
Domizil des Schweigens
ist wie
Sitzen am Fluss und sammeln der Steine
Klatschende Reifen, abschüttelnd
den Dreck der Rotation
den zurück gelegten Weg
II.
Man wirft mir Scherben ans Fenster.
Der Rauch ist kalt und hängt sich an meine Kleider.
Die Bücher schlagen die Sätze auf und schweigen.
Ich höre die fremden Lieder und lache über die traurigen Stimmen der Frauen.
Einer vereinzelt.
Man wirft mir Wasser in die Wüste.
III.
Sitzend am Fluss und fütternd die wenigen Vögel. Ihre Vorsicht ist gerecht, ihr Dilemma bin ich. Es ist kalt. Die Sonne scheint. Der dreidimensionale Raum erlaubt mir das Beobachten der irrlichternden Spiegelungen alles Angrenzenden. Laub unter meinen Händen. Dreck ist eine Erinnerung an die Jugend. Die Vögel stehen und glotzen. Sonne drängt sich durch Baumkronen. Es ist immer noch kalt. Mir fällt der Himmel aus dem Kopf, ein Domizil aus Schweigen.
IV.
Ich bin soweit-
Der Wind geht-
Ein Auto-
Es schweigt-
Die Rotation der-
Ich stehe-
Gehe.
(Januar 2006)
andrethom - 8. Jun, 20:20
Wir schmieden Schatten in den Öfen
atmender Maschinen.
Abbilder von Abbildern:
Uhren aus Fleisch sind wir:
einer Wüste gleich,
starrend aus Staub in den Himmel.
Wir sind weither gekrochen
& hungrig nach den Beeren dieser Stadt,
dem spiegelnden Gemäuer ihrer Seele.
Tretet ein, ihr Geister!
Schlagt mit den Flügeln
die Tropfen aus den Lampen.
Käfige aus Haut sind wir,
eindringlich und warm,
einem Traume gleich,
bereit zur Rückkehr.
(Februar 2006)
andrethom - 26. Mai, 18:26